164. Das steinerne Kreuz bei Großmöringen.223

[149] Vor dem Dorfe Großmöringen steht am Stendaler Wege ein altes steinernes Kreuz, das ist zum Andenken an einen Mord gesetzt, den dort ein Glockengießer an seinem Gesellen verübt hat. Dem Meister nämlich, der ein jähzorniger und ungeduldiger Mensch war, wollte der Guß einer Glocke nicht gelingen, die er für das Dorf zu fertigen hatte; er lief daher nach Stendal und wollte sich dort noch einige Species holen, die gedachte er in die Masse hineinzuwerfen, weil er meinte, daß ihm dann der Guß wahrscheinlich glücken werde. Kaum war er aber fort, so machte sich der Geselle, der wohl gesehen hatte, woran es fehle, an die Arbeit, und weil er sich die gehörige Zeit nahm und sich nicht überstürzte, gelang es ihm auch; der Guß der Glocke war fertig, ehe noch der Meister aus der Stadt kam. Wie derselbe aber zurückkehrte, ergriff ihn bitterer Neid und er erstach den Gesellen auf demselben Flecke, wo jetzt das Kreuz steht.

223

Nach Temme S. 14.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 149.
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