267. Der wendische Bauernkönig.332

[225] Der große Kurfürst von Brandenburg hatte das Schwiebuser Gebiet, welches gegenwärtig dem Züllichauer Kreise einverleibt ist, von dem Kaiser Leopold wenn auch nicht unter der Absicht dauernder Ueberweisung abgetreten erhalten; er wollte diesen und einige andere Theile seines Landes persönlich in Augenschein nehmen. Wie er selbst dem Duisburger Jacob Tollius in[225] Potsdam erzählt haben soll, interessirte ihn unter seinen neuen Unterthanen deren König, von welchem er wußte, daß die Wenden ihn noch immer fortwählten, so daß ein wendischer Bauer in der gewöhnlichen Tracht einherging und doch in seinem Bauernhause die Abzeichen der wendischen Königswürde verwahrte. Wirklich stand auch im Volkshaufen ein Bauernjüngling von auffallender Gestalt, welcher fast als Wendenkönig erkannt worden wäre. Aber ein alter Wende sah in dieser Entdeckung Gefahr und verhütete sie dadurch, daß er dem Jüngling einen heftigen Stockschlag gab und ihn wie einen unbefugt dastehenden Müssiggänger davonjagte.

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Nach Pröhle S. 85.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 225-226.
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