35. Die Entstehung des Namens der Jungfernbrücke.79

[46] Nach der Berliner Volkssage ist der Name der Jungfernbrücke, wie man die Spreegassenbrücke auch genannt hat, daher gekommen, daß, als nach der Aufhebung des Edicts von Nantes zahlreiche vertriebene Reformirten nach Berlin flüchteten und daselbst um Aufnahme baten, auch ein gewisser Herr Blanchet mit neun heirathsfähigen Töchtern, die namentlich durch die kunstvollen Spitzen, die sie zu klöppeln verstanden, berühmt wurden, hier seinen Aufenhalt nahm und eine Bude an der sogenannten Friedrichsgracht oder Friedrichsgraben errichtete, wo sie ihre Arbeiten zum Verkauf ausboten. Ebenso berühmt wie aber diese neun Mädchen durch die kunstvollen Arbeiten ihrer Hände wurden, ebenso gefürchtet wurden sie wegen ihrer spitzen Zungen und ihrer Klatschsucht, so daß jede böse Neuigkeit und hämische Erdichtung den Jungfern an der Brücke zugeschrieben und der Brücke selbst im Laufe der Zeit von ihnen der Name Jungfernbrücke beigelegt ward.

79

Nach Al. Cosmar Bd. I. S. 133 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 46.
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