53. Von dem Ursprung des Namens der Stadt Havelberg.97

[60] Der erste Bischoff zu Havelberg hat Vdo geheißen, wie beyde der Stiffter vnd Bischoff in folgenden Versen, so (lateinisch) im Hauelbergischen Stifft-Chronico vnd auch beim Chytraeo zu finden, namenkündig gemacht werden.


Ey nun du Kirche löbelich

Zu Havelberg hinfurt frew dich,

Vnd für die große Wohlthat all

Sag lob Gotte im Himmelssaal.

Vorzeiten hastu geehret zwar

Plutonem, Ben vnnd Triclaff gar:

Jetzt abr (Gott lob) du worden bist

Ein bkerte Kirch des Herrn Christ.

Der Harlunger König weiland hat

Mit Mawren befestigt die Stad.

König Carlus hat dich bekehrt,

Erhoben vnd auch sehr geehrt.

Otto das Bißthumb hat gestifft,

Vnd es mit viel Gütern begifft.

Sanct Norbrecht hat dir angezeigt,

Wie du dich halten solt jederzeit,

Da er dich als eine schöne Braut,

Weiß angezogen und getaufft.

Du edel Kirch, die du vor alln

Geadelt bist nach Gottes gfalln,

Gar köstlich du fundiret bist,

Vnd stehest auff das allerbest.

Derwegen Gott dem Herren dein

Sag Lob vnnd Danck von Hertzen fein,

Das er dir solche gros Wohlthat

Erzeigt vnd mitgetheilet hat.

Erheb dichs nicht, sondern schaw an,

Was für Bedeutung hab dein Nahm:

Denn Hauelberg zu dieser Frist

Vom Wasser vnd Berg du gnennet bist,

Wenn mirs wolgeht, schaw an das Thall

Vor dir, demütig dich vbrall.

Der Flus auch, der vor dir leufft vbr,

Vnd nicht zurücke kömpt herwidr,

Schaw an, vnd bdenck die bedeutung wol,

Die man von ihm behalten soll:

Nemlich daß die jtzt gros glück han,

Den kome bald ein Vnglück an.

Wirstu gewar, daß vberlaufft

Der fluß, so seh gen Himl hinauff[60]

Vnd zweiffel nicht, denn du bist fest

Auffn Felß gebawt auffs allerbest.

Der Kayser in dir verordnet hat,

Aus hohem bedenckn vnd weisen Raht,

Bischoff Vdonem, der da solt

Predign das Euangelium hold

Den Christgleubigen ingemein,

Doch sonderlich den Slauen rein.


97

Nach Angelus, Annales Marchiae S. 48.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 60-61.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde

Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde

Als einen humoristischen Autoren beschreibt sich E.T.A. Hoffmann in Verteidigung seines von den Zensurbehörden beschlagnahmten Manuskriptes, der »die Gebilde des wirklichen Lebens nur in der Abstraction des Humors wie in einem Spiegel auffassend reflectirt«. Es nützt nichts, die Episode um den Geheimen Hofrat Knarrpanti, in dem sich der preußische Polizeidirektor von Kamptz erkannt haben will, fällt der Zensur zum Opfer und erscheint erst 90 Jahre später. Das gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren, der Jurist Hoffmann ist zu dieser Zeit Mitglied des Oberappellationssenates am Berliner Kammergericht, erlebt er nicht mehr. Er stirbt kurz nach Erscheinen der zensierten Fassung seines »Märchens in sieben Abenteuern«.

128 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon