7. Wie die Grafen von Hohenzollern Burggrafen von Nürnberg geworden.39

[13] Ferfridus von Colum genandt,

Ein Edler Herr, fast weit bekannt.

An Tugent, Land und Leuten reich,

Leichtlich find man nicht seines gleich.

Dieser vermerckt der Päbst Untreu,

Welsch Practick und groß Büberey,

Wider das heilge Römische Reich,

Macht sich drumb auff und nimmt zugleich

Manch starken Ritter an die Hand,

Läßt hinterher das Welsche Land,

Zeucht in Deutschland mit großer Begierde,

Fügt sich an Kaiser Heinrich den vierten,

Beut ihm seine treue Dienste an,

Recht als ein frommer Lehen-Mann,

Damals der Kaiser in Rüstung war,

Und stund sein Sach in großer Fahr.

Denn Bapst Gregor sünt Hellebrandt,

Erregt meuchlings gantz deutsches Land,

Das wohlt wider ihn Rodolff ein Schwabe,

Den thät er mit der Kron begabe.

Davonnen war geschrieben also:

Petra dedit Petro, Petrus diadema Rodolpho.

So waren nun im Römischen Reich

Zwei Kaiser jetzt gewählt zugleich.

Da macht sich auf Heinricus fromm,

Mit ihm Ferfried zur Stelle kam,

Bey Merßburg ein hart Treffen geschah,

Rodolph daselbst darnieder lag,

Verlor sein rechte Hand im Streit,

Damit er hätt gethan den Eid,

Seinem Herrn Kaiser geschworen die Treu,

Starb auch daran in großer Reu.

Ferfridus hat in dieser Schlacht

Viel löblicher Kriegsthat vollbracht,

Wodurch der Siegs-Fürst hoch erfreut,

Ferfrido große Ehr erzeigt,

Gab ihm aus Kaiserlicher Mild

Ein Land neben Wirtenberger Gefild,

Macht ihn zum Graffen lobesan,

Den theuern wolverdienten Mann,

Der bawt die Fest, heißt Hohen Zorn,

Und sprach: mein Glück ist unverlorn,

Hieraus wil ich Bapst Hildebrand

Mein Zorn erzeigen mancherhand,

Darauff man ihn nennt zum Hohen Zorn,

Ein Edlen Graffen Wolgeborn,

Nach ihm ward die Graffschafft genannt

Zu hohen Zöllern wol bekandt.

Ferfried darnach ohn Erben starb,

Burkhardt sein Bruder die Graffschaft ward,

Ward von Heinrico Quinto genant,

Gefordert rein in Sachsner Land,

Erzeigt sich allweg ritterlich,

Mannlich fest, weis', vernünfftiglich,

In diesem Helden Tugendreich

Erneuern sich die Herrn allzugleich,

Die Graffen zu Zöllern das Edle Blut,

Der Ehre ein Kron es tragen thut.

Als nun Rodolphus Kaiser ward,

Graff Friederich zu demselben fehrt,

Sich umb sein Herrn Kaiser fron,

Mit aller Treu hat genommen an,

Dagegen ihn der Kaiser bedacht,

Hat ihn Burggraff zu Nürnberg gemacht,

Da aber Kaiser Sigißmund

Friederici Quarti Treu empfund,

Erwug sein Mannheit, Tugend groß,

Und wie er ihm ohn Unterlaß

Treulich allweg beygestunden wär,

Erhub er ihn zu großer Ehr.

Schenkt bald zu Brandenburg die Chur

Ihm und seinem Geschlechte für und für,

Von diesem theuren werthen Mann

Geht nun hervor der hohe Stamm

Churfürstlicher Durchlauchtigkeit,

Zu Brandenburg, so dieser Zeit

Gott und seinem Wort Herberg gönn't,

Drumb sie Gott billig wieder krön't,

Der geb denselben allzugleich

Langs Leb'n, Gesund und 's Himmelreich.

Amen!


39

S. Werner a.a.O. S. 155.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 13-14.
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