285. Das Spiel auf das Interim zu Magdeburg.350

[234] Im Jahre 1548 ist zu Augsburg ein Reichstag gehalten und eine neue Reformation der Religion angerichtet worden, so man das Interim nannte; dies war ein sonderbares Buch, darin eine Formula verfaßt gewesen, nach welcher man in den Kirchen die Lehre und Ceremonien richten und halten sollte bis auf ein allgemeines Concilium. Solches Buch hat man nun aber nicht allein den Meißnern und Sachsen, sondern auch allen Evangelischen aufdringen wollen, auch der Stadt Magdeburg ernstlich angesonnen und befohlen, solches anzunehmen, auch ihre Lehre, Religion, Gottesdienst und Geistlichkeit darnach zu richten. Nun sind aber mit diesem Interim weder die Evangelischen, noch die Päpstlichen zufrieden gewesen, und man hat ein Spiel angerichtet, ein Brett voller Löcher und dahinter viele Fächer, in der Mitte aber einen Narrenkopf gemalet, darin man mit etlichen Kugeln geschoben. Man hat das Interim auf Brettspielen gespielt, geflucht und gesungen:


Selig ist der Mann,

Der Gott vertrauen kann,

Und willigt nicht ins Interim,

Denn es hat ein'n Schalck hinter ihm.


Man hat auch Hunde und Katzen darnach genannt, und jeden Buchstaben durch ein besonderes Wort erklärt, daß aus dem Worte Interim folgender Papstspruch erhellt:


Ihr Närrischen Teutschen, Euer Reich Ist Mein!

350

Nach Vulpius S. 97 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 234.
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