290. Der vom Teufel geholte Geizhals.355

[238] Anno 1616 war ein Hausmann auf St. Johannis-Thurme, welcher in seiner tödtlichen Krankheit kurz vor seinem Ende begehrte, daß man ihm seine Baarschaft, die etwa in hundert Ducaten bestand, in einer zinnernen Schüssel auf's Bett bringen mußte. Da er nun einige Zeit mit den Händen darin gerühret, sprach er: O ihr lieben Rothfüchschen, möchte ich doch noch eine Zeitlang bei euch leben! Mit diesen Worten gab er seinen Geist auf. Wie man ihn nun in den Sarg gelegt hatte und ein Weib des Nachts bei ihm wachte, kam ein großer schwarzer Kerl und wollte den Körper aus dem Sarge nehmen. Die Wächterin erschrack, legte sich über den Sarg und rief Gott und Menschen um Hilfe an, worauf der Kerl verschwand. Als sie des Morgens solches erzählte, wurde der Sarg geöffnet und anstatt des Verstorbenen ein abgenutzter Besen darin gefunden. Nach einer andern Sage hätte sich übrigens jener Geizhals vor langer Zeit einmal dem Satan nebst zwei andern gottlosen Gesellen verschrieben und wäre sonach von demselben geholt worden.

355

Nach Vulpius S. 300. Anders bei Relßieg Bd. I. S. 421 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 238.
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