337. Zu Halle wird ein Jude am Galgen getauft.406

[300] Im Jahre 1462 ward zu Halle ein Jude, Namens Abraham, wegen Dieberei zum Strang verdammt, und weil er sich nicht wollte taufen lassen, mit einer Kette an den Füßen und neben ihm auf jeder Seite ein Hund aufgehenkt. Des andern Tages, weil er auf des Priesters Unterweisung zusagte, sich taufen zu lassen, stieg der Pfarrer zu U.L. Frauen Hermannus Riese zu ihm an den Galgen, taufte und chrisamte ihn hängend und nannte ihn Matthäus. Nach verrichteter Taufe baten die Gelahrten den Rath für ihn, da ward er abgenommen und ins Spital getragen. Da lag er bis auf Mittwoch nach Dionysii an die 20 Tage, da starb er und ward begraben. Fast 100 Jahre nachher, den 10. Julius 1553, ist zu Weißenstein in Schwaben ein Jude, Namen Anstett, gleicher Weise wegen seiner Missethat bei den Füßen am Galgen hängend, bekehrt, getauft, darauf abgenommen, aber dann am Halse aufgeknüpft worden und ist so als bußfertiger Christ gestorben, wie uns Al. Bidenbach in seinen Consilia Dec. IV. Cons. X. f. 353, No. 368 erzählt hat.

406

S. Olearius S. 197.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 300.
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