342. Der Saupfaff zu Halle.411

[302] Zu der Zeit des Kardinals Albert ist zu Halle am Ostertage des Jahres 1536, indem der Kardinal hohe Messe gehalten, eine seltsam abscheuliche Wundergeburt von einer Sau vor des Bischofs Schloß zu St. Moritz geboren, auf zwei Beinen stehend, einem Menschen und Affen gleich, mit aufgesperrtem Rachen, die Zunge zum Halse heraushängend, zur Linken voll Kerben, als wie zerschnitten, auf den Augen Blasen voll Flecken, zur Rechten ein glattes Menschenohr, zur Linken ein hängend Sauohr, zwischen den Ohren einen Fleck wie blauem Zwirn, der Kopf ohne Haare, Maul und Nase einem Affen, hinterwärts einer Sau gleich, saufarbig wie thonigte Erde.

Ein ähnliches Thier ist aber schon im Jahre 1523 von einer Sau geworfen worden, so einen Menschenkopf mit einer Platte wie ein Meßpfaffe gehabt, welches der Saupfaff genannt worden.

411

Nach Olearius, Halygraphia contin. S. 47, cf. p. 44.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 302.
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