345. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle.414

[303] In dem frühern Cyriaksspital zu Halle (in der Vorstadt Glaucha) stand auf dem Tische des Zimmers, in welchem die Hospitaljungfern Abends zusammen saßen, ein etwa dreiviertel Ellen hohes Jesuskind. Es war aus Holz geschnitzt, bunt lackirt und trug ein weißes Hemdchen. Alle Jahre am Weihnachtsabend mußten die Hospitaljungfern es abwaschen und auch das Hemdchen waschen, ausplätten und ihm wieder anlegen. Wenn sie dies einmal vergaßen oder nicht sorgfältig genug verrichteten, so erhob sich in der folgenden Nacht ein so heftiges Poltern im Hause, daß sie es nicht aushalten konnten, und das kehrte alle Nächte wieder, bis der Fehler gut gemacht war.

414

Nach Sommer S. 38.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 303.
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