370. Der fliegende Krebs bei Merseburg.456

[327] Im Sommer des Jahres 1682 entstand aus göttlichem Verhängniß durch zweier französischer Zauberer Teufelskünste eine Seuche oder Viehkrankheit an Pferden und Rindvieh, die einen Strich 4 Meilen breit einnahm und täglich 2 Meilen fortrückte. Sie ward der fliegende Krebs genannt. Das Vieh bekam unter der Zunge gelbe Flecken oder Blätterlein, an andern Orten aber kleine Wunden dabei, die mußten mit einem Kratzer von feinem Silber aufgeritzt und hernach mit Salz gerieben und mit Essig gewaschen und mit Honig bestrichen werden, so wurden sie wieder hergestellt. Drei Tage brachten sie damit zu, wo aber nicht Hilfe geschah, starb das Vieh hinweg. Der Strich ging über Dölitz, Keischberg, Altranstädt, Herburg und so weiter durch das Stift, doch ist nicht viel daran gestorben, sondern fast Alles curirt worden.

456

Nach Vulpius S. 169.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 327.
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