514. Die Pfanne bei Rothenschirmbach.604

[465] Bei dem Dorfe Rothenschirmbach unfern Eisleben liegt ein Berg, welcher die Pfanne heißt. Zu dem Berge kamen alle Jahre in der Mariennacht drei Venetianer und sprachen ein bestimmtes Wort. Da that sich der[465] Berg auf und man sah unermeßliche Schätze darin brennen, und sie nahmen so viel sie wollten; dann sprachen sie das Wort noch einmal und der Berg schloß sich wieder. Ein Bauer war einst auf eine Eiche dicht am Berge geklettert, um sich einen Stecken abzuschneiden, als die drei Kuxgänger kamen. Er sah und hörte Alles und merkte sich das Wort wohl, und im folgenden Jahre ging er in der Mariennacht zur Pfanne, sprach es aus und auch vor ihm that sie sich auf; er nahm von den Schätzen und kehrte mehrere Jahre hindurch wieder, bis die Venetianer ihn einst ertappten. Da schwur er, weil sie ihn zu tödten drohten, daß er noch keinem Menschen das Wort verrathen habe, es Keinem je verrathen werde und es auch selbst nie aussprechen wolle. So kennen denn die Bauern in der Umgegend auch jetzt das Wort noch nicht und bleiben arm, während die Kuxgänger von den Schätzen der Pfanne alle Jahre reicher werden.

604

Nach Sommer S. 66.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 465-466.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band