714. Die Steine in der Dawert und bei Borken.830

[683] In der Gegend von Dawert und ebenso auf dem Wege von Münster nach dem Sauerlande findet man einzelne große Steine. Ueber die Art und Weise, wie diese ungeheuren Felsstücke in die hiesige Gegend gekommen sind, gehen viele Sagen. Z.B. erzählt man, als einst der Teufel mit einem großen Sack voll Steinen des Weges durch die Dawert gekommen sei, habe er mit dem Sacke an einem auf der Erde liegenden Felsen vorbeigeschrammt, so daß der Sack ein Loch bekam. Ohne daß es der Teufel merkte, verlor er nun nach und nach einige Steine, die sich durch das entstandene Loch durchdrängten und noch an derselben Stelle liegen, wo sie ihm entfielen. Da er nun bis an die Grenze des Sauerlandes kam, wurde das Loch immer größer, bis endlich in der Gegend des Klusensteins der ganze Sack borst und so das sogenannte Felsenmeer entstand.

In der Nähe von Borken liegen gleichfalls eine Menge Steine, deren Größe und Gestalt zu allerhand sonderbaren Erzählungen Anlaß gegeben hat. Das Sonderbare bei diesen Steinen ist aber, daß Niemand im Stande ist, sie zu zählen, indem der Teufel Jedem, der dieses thun will, den Sinn verwirrt, so daß man nicht einmal die gewöhnliche Zahlenreihe hintereinander aussprechen kann. Als einmal Jemand dies widerlegen wollte und den umstehenden Bauern die Steine einzeln vorzuzählen anfing, stürzte plötzlich ein so gewaltiger Platzregen vom Himmel, daß der Ungläubige fortlaufen mußte und so die Behauptungen der umherwohnenden Bauern wider seinen Willen bestätigte.

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S. Münsterische Geschichten S. 189 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 683.
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