720. Das Heybrockmännchen.836

[686] In der Dawert giebt es einige Gegenden, welche sich durch mannigfaltige Spukereien auszeichnen, dahin gehört auch der sogenannte Heybrock. In diesem läßt sich ein kleines Männchen unter allerlei Gestalten sehen, welches gewöhnlich zur Nachtzeit umherläuft und die Wanderer durch fortwährendes Hohorufen irreführt. Zuweilen führt dieser sonderbare Geist die Leute auf den Weg nach Ascheberg hin, zu dem sogenannten Hüfelsteig, wo ein altes Weib mit einer Haspel auf einem Schlagbaum sitzt und alle Nächte haspeln muß, weil sie in ihrem Leben die Leute mit einem zu kleinen Haspel betrogen hat. Zuweilen führt er sie aber auch auf eine gleichfalls im Heybrock gelegenen Wiese, auf welcher zwei alte Jungfern unter seltsamen Sprüngen und Gesängen im Mondschein mit einander tanzen, weil sie im Leben mit dem Teufel im Verkehr gestanden haben sollen.

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S. Münsterische Geschichten S. 200.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 686.
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