725. Der Polder- oder Bullerborn bei Paderborn.841

[687] Eine Meile von Paderborn bei dem Dorfe Altenbeck auf freiem Felde in einer sandigen Ebene, wo man keine Quelle vermuthen sollte, entspringt ein starker Brunnen, der von den Landleuten der Polder- oder Bullerborn genannt wird von dem Geräusche seines Wassers. Früher hat derselbe ebenso wie das Meer seine Ebbe und Fluth gehalten und so oft er mit seinem Wasser nach der Ebbe wieder im Ausfluß gewesen, hat ein Wind die Gipfel der umstehenden Bäume mit vielem Geräusche bewegt, worauf denn das Wasser ausgestoßen ward.

Dieser Brunnen versiegte sonst alle 24 Stunden dreimal, des Morgens um 4, um 8 und um 11 Uhr. Er ist so wasserreich, daß davon drei Mahlgänge umgetrieben werden können; er überschwemmte früher plötzlich mit großem Poltern und Getöse die ganze Ebene und versiegte nachmals wieder im Sande. Als im December des Jahres 1630 die Hessen sich des Stiftes Paderborn bemächtigten, vertrocknete er ganz, als sie aber im Jahre 1631[687] dasselbe wieder räumen mußten, ist er wieder gekommen. Jedoch hält er nach solcher Zeit keine Ebbe und keine Fluth mehr, sondern fließt beständig.

841

S. Berckenmeyer Th. I. S. 620. Von Steinen, Westphäl. Geschichten Th. XI. S. 471.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 687-688.
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