833. Der Zehn-Uhrs-Hund zu Wiedenbrück.955

[781] Jeden Abend um zehn Uhr läuft in Wiedenbrück ein großer Hund auf den Straßen herum, den heißt man den Zehn-Uhrs-Hund und damit hat es folgende Bewandniß.

Zur Zeit des siebenjährigen Krieges war hier ein gewisser Schwanenwirth, der machte den Werber, er kam und nahm den Bauern ihre Söhne weg und ließ sie mit Ketten zusammenschließen, damit sie nicht fortlaufen könnten. Zuletzt aber geschah es, daß dieser selbige Schwanenwirth von einem Haufen Bauern erschlagen ward. Da war aber sein Leichnam auf einmal verschwunden, aber hinter der Landwehr sprang ein schwarzer Hund weg, der sprach: »So geht's, wer andere Leute verräth und verkauft; bis an den jüngsten Tag soll ich mit einer Kette um den Hals durch die Straßen laufen, zur Warnung, daß sich Keiner wieder an andern Leuten vergreift.« So geht er denn jeden Abend, wenn es zehn Uhr ist, in der Straße herum, und in den Häusern, wo er die Söhne herausgeholt hat, da guckt er durch die Scheiben hinein und macht sich so groß, daß er zu den obersten Scheiben hineinsehen kann, und macht ein Paar glühende Augen, daß einem graut.

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S. Firmenich, Völkerstimmen Bd. I. S. 300.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 781.
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