765. Der Frankfurter Messerschmiede Wappen.

[682] (S.v. Lersner I. S. 480 etc.)


Es hat der Kaiser Sigismund (in dem Jahre 1437) einmal gegen die Türken im Felde gelegen und ist genöthigt worden, in offener Feldschlacht gegen sie zu kämpfen, da ist ihm aber der Feind zu mächtig geworden und das kaiserliche Heer ist entweder in die Flucht geschlagen oder niedergemacht und gefangen genommen worden. Nun hat aber nach Gottes wunderbarer Schickung ein tapferer Kriegsmann mit Namen Georg Springenklech, seines Handwerks ein Messerschmied aus Frankfurt, gesehen, daß das Leben des Kaisers in den Händen der Feinde war. Er hat sich also hervorgemacht, sein Hemde in der Gefallenen Blut getunkt, solches auf eine lange Picke gesteckt und mit hellem Rufen und Geberden sich gestellt, als ob noch ein Hinterhalt von den Kaiserlichen vorhanden wäre und herbeikommen solle. Als nun die Feinde solches ersehen, indem noch etliche wenige Uebriggebliebene, so sich aus Furcht vor dem Feinde verborgen gehabt, zu diesem obgedachten Schmied gemacht, sind die Türken zurückgewichen, worauf dieser streitbare Held mit ernstem Muthe nachgedrängt und die Feinde zurückgetrieben hat. Als nun solches einige Kriegsknechte von der kaiserlichen Armada wahrgenommen, sind sie umgekehrt, den Feinden nachgejagt und haben also durch Gottes Hilfe des Feindes Macht total vernichtet und ist also nächst Gott durch diesen Helden die Schlacht erhalten worden. Nach erlangtem Siege wurde ein Gottes-Triumphfest gehalten und begehrte der Kaiser diesen tapfern Helden zu sehen, welcher ihm alsbald vorgestellt worden ist. Darauf hat ihm der Kaiser eine Krone als Siegeszeichen verehrt, hat ihn auch vor allen Fürsten und Herren, so zugegen gewesen, zum Ritter geschlagen und mit Schild und Helm begabt. Nach diesem begehrte der Kaiser von ihm, er solle sich von ihm etwas ausbitten, was er wolle, wofern es ihm möglich wäre zu thun, solle es ihm gewährt werden. Auf solches Anerbieten hat sich der Ritter bald bedacht und weil er keine Leibeserben gehabt, hat er nichts mehr begehrt, als daß ihm Se. Kaiserl. Majestät zulassen möchte, daß er und nach seinem Tode alle Messerschmiede und deren Kinder ein adeliges Wappen, nämlich die Kaiserliche Krone, durch welche drei Schwerter gehen, neben einem offenen Schild und Helm, wie auch an der Seite drei Greifen führen möchten. Welches ihm der Kaiser nicht allein vergünstigt, sondern mit allem Willen seinen Nachkommen kräftige Briefe und Siegel gegeben hat, welches noch vorhanden, wird auch noch in dem Petschaft des wohllöblichen Messerschmiedhandwerks geführt. Jener Messerschmiedgesell hatte nämlich neben seinem Handwerke auch die Fechtkunst erlernt und ist darin so wohl geübt gewesen, daß er bald zu einem Meister des langen Schwertes gemacht worden ist. Weil er aber ein muthiger Mensch gewesen, hat er Lust bekommen, sich in den Krieg zu begeben, in welchem er auch sein Schwert in die 17 Jahre geführt und manches Scharmützel, Sturm und Schlacht ausgestanden hat und ohne Schaden davongekommen ist, bis nach obgedachtem Siege er vom Kaiser zum Ritter geschlagen worden ist. In diesem Orden hat er auch sein Leben an des Kaisers Hof, weil er Alters halber des Krieges müde geworden, endlich beschlossen, und liegt zu Prag auf der Kleinseite in der St. Thomaskirche im Kreuzgange begraben,[683] an welchem Ort denn auch heutigen Tages die Messerschmiede ihr Begräbniß haben, welches das Epitaphium aufweist, oben an der Wand in einer Kapelle, da der Messerschmiede Wappen steht.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 682-684.
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