779. Das Einhorn.

[694] (Nach Lersner bei Enslin S. 130.)


Am 22. September des Jahres 1659 haben die Schanzenarbeiter vor dem Bockenheimer Thore am Fundamente der äußersten Stadtgrabenmauer gearbeitet und dort ein Einhorn, fünf Werkschuhe lang, etliche Klafter tief in der Erde ausgegraben, allein da sie aus Unverstand nicht gewußt, was solches für ein Horn gewesen, haben sie solches mit Hämmern und Pickeln zerhauen, da dann ein Jeder ein Stücklein davon haben wollen und ist in Folge davon dieses schöne Stück zertheilt und gleichsam vernichtet worden.[694] Die Herrn Medici und Materialisten haben etliche solche Stücke probirt und für köstlich befunden und darum haben auch die Apotheker wahrscheinlich solche von den Arbeitern um theures Geld gekauft. Vermuthlich hat auch die Frankfurter Apotheke »zum Einhorn« ihren Namen davon bekommen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 694-695.
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