1026. Wiecks Burgen.

[848] Wittekind war mit wenigen seiner Getreuen nach seiner Niederlage in den Wald auf seine Burgen geflohen und wußte seine Verfolger dadurch zu täuschen, daß er seinen Pferden die Hufeisen verkehrt unterlegte. Wenn die Spuren ins Land wiesen, dann war er daheim auf seinen Burgen und wenn sie bergan führten, dann durchflog er auf seinem schnellen Rosse das Land und rief seine Anhänger zum neuen Kampfe zusammen. Drei Burgen führen[848] noch jetzt seinen Namen: Die Wiecksburg166 auf der Höhe an der Nette, unfern der Opfersteine bei Oestringen und des Grabmals im Ruller Esche, unter dem die Asche seiner Gemahlin Bewa ruhen soll167; die Wiecksburg im Gehnberge an der Borghecke zwischen Bramsche und Ueffeln und die Burg zu Schage in der Bauerschaft Pente. Von den beiden erstern sind noch jetzt die Erdwälle vorhanden, die letztere in einer Wiese auf Borgmanns Erbe besteht nur noch aus wenigen Resten eines steinernen Thurmes168. Den Häckerling für Wiecks Pferde mußte der Kötter Strohschneider bereiten, auf Möllmanns Hofe lag die Mühle der Burg und der Bauer auf Borgmanns Erbe war der Burgwart. Dieser war es auch, der dem Könige die Nachricht brachte, daß er von seinen Castellaninnen, zwei Schwestern, an Karl für das Versprechen lebenslänglicher Versorgung verrathen sei, worauf er floh und im Hone, wo der Weg durch einen Verhau der Franken versperrt war, durch den Sprung seines Pferdes gerettet ward, das ihn nach Osnabrück trug und dort angekommen, todt von der Anstrengung zusammenstürzte. Uebrigens blieb bekanntlich Wieck nicht zu Osnabrück, wohin ihm Karl nacheilte, sondern rettete sich auf seine Burg an der Nette. In den zwei Kellern auf der Wiecksburg sollen zwei große schwarze Windhunde liegen, die einen Schatz hüten, aber alle dahin Kommende zerreißen.

166

Beschrieben in den Mittheil. Bd. III. S. 388 etc.

167

Nach einer andern Sage in Belm.

168

Im Jahre 1725 hat man in der Erde dort noch eine kleine Burg von Steinen mit Stuben und Kammern gefunden. Vor mehreren Jahren fand der Bauer Borgmann darin ein silbernes Schiff von der Größe einer kleinen Hand, welches jetzt im Museum des histor. Ver. zu Hannover ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 848-849.
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