1038. Der Pfarrer zu Ueffeln.

[855] (S. Sudendorf in d. Mittheil. Bd. III. S. 241.)


»In Ueffeln ist nichts zu schnüffeln« pflegt man noch heute dort zu sagen, früher gab es aber dort noch weniger etwas für den Schnabel, die ganze Gegend war nichts als schwarze, ebene Heide und darum hatten sich dort auch nur wenige Menschen angebaut. Nun war aber da ein Pastor, aber der hatte wenig zu beißen und zu brechen, deswegen war er nebenbei ein Wagenbauer, weil er von seiner Stelle nicht leben konnte. Nun hatte er sich vorgenommen, alle Tage ein Rad zu machen, böse Menschen hatten ihm aber eins weggeholt und als es Sonntag war und er seine Räder überzählte und nur fünf fand, da fing er an zu hämmern und zu klopfen in der Meinung, es sei erst Sonnabend. Als jetzt aber die Glocken zu schlagen[855] anfingen, da fragte er, was das bedeuten solle, und als man ihm sagte, es sei Sonntag, so wollte er es nicht glauben. Da zeigten sie ihm aber die Leute, welche alle zur Kirche gingen, und da mußte er es wohl glauben, und gleich zog er seinen Priesterrock über und ging auf die Kanzel, und wie er denn ein frommer Mann war, so hielt er auch eine prächtige Rede, denn Gott ließ ihn nicht zu Schanden werden, wie sehr es auch seine Feinde wünschten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 855-856.
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