1052. Das heilige Meer.

[863] (S.d. Mittheil. des Osnabr. Vereins f. Gesch. Bd. II. S. 111 u. Kuhn Bd. I. S. 28.)


An der westlichen Grenze des ehemaligen bischöflichen Sprengels von Osnabrück nach Rheine zu liegt das Dorf Dreierwalde, östlich davon, kaum eine Meile entfernt, da, wo die Kohlenberge von Ibbenbüren sich zur Ebene herabsenken, wenig westlich von dem Hofe Landwehr, das sogenannte heilige Meer.

Die Leute in der Nachbarschaft erzählen aber über den Ursprung dieses Namens, es habe dort, wo jetzt das Meer ist, vor alten Zeiten ein Kloster gestanden. Die Mönche hätten nun aber ein gottvergessenes ruchloses Leben geführt, da sie es nun gar zu arg trieben und sich gar nicht hätten bessern wollen, so habe der liebe Gott endlich ein Einsehen gehabt und die Mönche sammt ihrem Kloster von der Erde weg vertilgt und an die Stelle desselben, damit es nicht wieder aufgebaut werden könne, das Meer entstehen lassen. Noch jetzt könne man in dem Wasser Balken und Trümmer des Gebäudes erblicken, ja zu gewissen Zeiten, namentlich in der Weihnachtsnacht, höre man sogar in der Tiefe des Sees die Glocken läuten und die Mönche singen, und darum heiße es das heilige Meer. Indessen mag der Name älter sein und auf ein heidnisches Heiligthum hindeuten, denn rings umher, besonders[863] nach Westen gegen Dreierwalde und nach Süden gegen Bevergern erstreckt sich über eine Stunde weit das heilige Feld, vor Alters wohl ein heiliger Wald, von dem dann vermuthlich der Name auf das Meer angewendet ward.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 863-864.
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