1054. Das Kielkröbchen.

[864] (S. Sudendorf in d. Mittheil. Bd. II. S. 397. Kuhn Bd. I. S. 24.)


Einer Bäuerin am Dümmersee hatten die Schinonten ihr noch nicht getauftes Kind gestohlen und an dessen Stelle ein aufgefangenes Wasserweibchen, oder wie die Sage lautet ein Kielkröbchen hingelegt. Aber das Kielkröbchen konnte nicht gedeihen. Da fuhren seine vermeinten Eltern mit ihm über den Dümmersee um es zu seiner Genesung nach Rulle zu bringen. Während der Kahn über die Fluth des Dümmer dahinfuhr, zwischen weißen und gelben Seerosen, welche auf dem dunkeln Wasser wie Steine erschienen, tauchte ein anderes Kielkröbchen aus der Tiefe und rief: »Kielkröbchen, wo wuß' u hen?« Worauf jenes aus dem Kahne antwortete: »Ick will na Rulle | Un da mi laten weihen | Up dat ick mag gedeihen | As' en änner Kind.«

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 864.
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