1059. Der Drache.

[867] (S. Breusing in d. Mittheil. Bd. II. S. 404. Kuhn Bd. I. S. 57.)


Der Hofbesitzer Bramme zu Lechtingen am Piesberge arbeitete auf seinem Felde. Da kommt ein Drache angeflogen, hebt ihn auf und fliegt mit ihm weithin über Land und Wasser. Als sie nun gerade über einem großen Wasser schweben, da sagt der Drache: »Bramme, bekreuzige Dich!« Da sagt Bramme: »Nein, das thue ich nicht!« Da sagt der Drache wieder: »Bramme, bekreuzige Dich.« – »Das thue ich nicht«, sagt Bramme. Da sagt der Drache zum dritten Male: »Bramme, bekreuzige Dich.« Da sagt Bramme: »Ich habe es Dir schon zweimal gesagt, daß ich das nicht thue!« Denn wenn er sich bekreuzigt hätte, da hätte ihn der Drache fallen lassen und Bramme wäre in das große Wasser gefallen und sicher ertrunken. Darum that er es nicht und als der Drache sah, daß Bramme einen harten Kopf hatte, mußte er ihn wieder dorthin tragen, von wo er gekommen war und durfte ihm kein Leids anthun.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 867.
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