1069. Hexen in Hannover.

[872] (S. Andreä S. 118 etc.)


Im Jahre 1604 den 14. Februar ward Hille Möller lebendig verbrannt, weil sie gestanden hatte, der Teufel sei vor zehn Jahren auf dem Felde zu ihr gekommen, habe ihr zugemuthet, Hexerei zu erlernen und sie gezwungen, sich zu verpflichten, mit Gott nichts zu thun haben zu wollen. Darauf hatte ihr der Teufel ein Zeichen hinter das Ohr geschlagen, die Haut weggekratzt und sieben Groschen gegeben. Ihren Tanz hat sie in der Strafe zum Lüerschen Felde unter der Linde, manchmal am Sonnabend, regelmäßig in der Walpurgisnacht gehalten. Zum Reiten benutzte sie einen schwarzen Ziegenbock, der Teufel aber, Sabbah genannt, kam jede Woche zu ihr auf Besuch. Sie hatte viel Vieh und Menschen behext und gab auch noch viele andere Weiber als Hexen an.

Am 17. Juni 1605 wurden Katharina Fierken und eine gewisse Strecken lebendig verbrannt. Erstere hatte das Zaubern von Letzterer vor zehn Jahren auf dem Marktkirchhofe gelernt, der Teufel hatte ihr als Aufgeld einen Gulden, 12 Mattier und einen Groschen gegeben, sein Name war Lucifer. Getanzt hatte sie nur einmal auf dem Blocksberge und war dorthin auf einem Maulesel geritten. Den Leuten schüttete sie ein Pulver ins Haus, welches ihr jener gegeben hatte. Einst war sie in ein Haus gekommen, hatte ein in der Wiege liegendes Kind bei der Hand genommen und gesagt: »Daß Dich Gott bewahre, was bist Du für ein fein Kind!« Darauf war erst die Hand des Kindes, dann sein Leib geschwollen und in 5 Wochen war es gestorben. Die Strecken hatte nichts gestanden, allein bei der Tortur hatte der Scharfrichter ihre Zunge ganz schwarz gefunden und hinten an derselben ein Ding wie eine Hummel sitzen sehen. Sie gestand nichts, deshalb hat man ihr die Wasserprobe angethan. Man hat sie an den Händen und Füßen gebunden auf das Wasser im Stadtgraben gesetzt, sie ist nicht untergesunken, sondern hat sich herumgeworfen und wie ein Hecht etwa 4 Ellen weit hingeschossen und man hat gehört, daß es unten im Wasser gekracht und in der Luft geschwirrt hat. Man hat sie darauf ins Gefängniß gebracht und auf den Rücken auf Stroh gelegt, der Teufel aber hat sie in der Nacht umgewendet und auf den Bauch gelegt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 872-873.
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