1086. Der Rosenstrauch zu Hildesheim.

[888] (S. Grimm Nr. 463 S. 130.)


Als Ludwig der Fromme in der Winterzeit bei Hildesheim jagte, verlor er sein mit einer Reliquie angefülltes Kreuz, das ihm vor allen lieb war. Er sandte seine Diener aus, um es zu suchen, und gelobte, an dem Orte, wo sie es finden würden, eine Kapelle zu bauen. Die Diener verfolgten die Spur der gestrigen Jagd auf dem Schnee, und sahen bald aus der Ferne mitten im Wald einen grünen Rasen und darauf einen grünenden wilden Rosenstrauch. Als sie ihm näher kamen, hing das verlorene Kreuz daran; sie nahmen es und berichteten dem Kaiser, wo sie es gefunden. Alsobald befahl Ludwig, auf der Stätte eine Kapelle zu erbauen und den Altar dahin zu setzen, wo der Rosenstock stand. Dieses geschah, und bis auf den heutigen Tag grünt und blüht der Strauch und wird von einem eigens dazu bestellten Manne gepflegt. Er hat mit seinen Aesten und Zweigen die Rundung des Doms bis zum Dache überzogen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 888-889.
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