1147. Wallfahrt nach den Schweckhäuserbergen.

[930] (S. Harrys Th. I. S. 15.)


Es ist alte Sitte, daß die Einwohner aus den Dörfern Waake, Landolfshausen und Mackenrode am ersten Osterfeiertage nach den Schweckhäuserbergen ziehen. Darüber weiß man nun Folgendes als Grund anzugeben. Die ersten Herren auf den Schweckhäuserbergen hatten ihre eigenen Pfaffen und Tempel. Es ist dies aber damals noch im Heidenthume und ihr Gottesdienst ein Götzendienst gewesen. Im Tempel aber hat ein großes Bild gestanden wie ein riesiger Mann, das ist inwendig hohl gewesen. Durch einen verborgenen Gang unter der Erde hat der Pfaffe in dies Bild steigen können und daraus geredet. Er hat auch in dem Bilde machen können, daß es mit der Zunge, auch mit dem Munde und den Händen sich bewegt hat, so daß die Leute geglaubt haben, das Bild bewege sich von selber und thäte auch das Reden. Da sind denn immer am ersten Tage in Ostern viel Menschen von der Umgegend nach den Schweckhäuserbergen gepilgert, um den Abgott zu hören, und aus alter Gewohnheit wallt das Volk noch immer am ersten Ostertage nach den Schweckhäuserbergen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 930.
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