1148. Der Bessoische Meerpfuhl.

[930] (S. Letzner, Dasselsche Chronik. Erfurt 1596. V. 13. VIII. 9. Darnach Harrys Th. I. S. 28 u. Bechstein, Deutsches Sagenbuch S. 261.)


Die alten Bauern in Dassel erzählen von einem in der Nähe gelegenen unergründlichen Meerpfuhle, welcher der Bessoische genannt wird, daß der leibhaftige Teufel darin wohne. Ein achtzigjähriger Mann berichtete darüber, es hätte einstmals ein Bauer von Leuthorst an einem Sonnabend, länger als der Brauch gewesen und nachdem man schon zur Vesper geläutet, neben diesem Pfuhle gepflügt und nicht eher davon ablassen wollen, als bis der ganze Acker gepflügt sei. Er habe auch wohl nach gottloser Bauern Art mehr des Teufels Hilfe als Gottes Hilfe angerufen, und als die Pferde, matt und müde, nicht mehr fortgekonnt, sie mit dem Teufel bedroht und Beides, Pferde und Jungen mit unchristlichen Flüchen und Schlägen über die Maßen genöthigt. Da sei ganz unversehens ein großer, schwarzer und starker Gaul aus dem Meerpfuhl gestiegen und der gottlose Bauer habe sofort dem Jungen beim Pflügen mit ganz ungestümen Worten befohlen, den schwarzen Gaul in aller Teufel Namen vorzuspannen, in der Meinung, also den Acker, ehe er Feierabend mache, herumzupflügen. Sobald nun der Junge, der kläglich geweint und viel lieber nach Hause gezogen wäre, denn daselbst länger zu verharren, den schwarzen Gaul angespannt, ist derselbe frisch und gewaltig fortgegangen und hat die Pferde mit sammt Pflug, Bauern und Jungen in das grundlose Meer hinabgezogen und hat Niemand sagen können, wohin das Alles gekommen sei.

Auch erzählen die Alten, wie sie das von ihren Voreltern gehört, daß der böse Feind von dem Kirchthurme zu Portenhagen eine Glocke, die man vor andern heilig und kräftig gehalten, in diesen unergründlichen Pfuhl soll geführt haben. Sie ist von lauterem Golde gewesen und der Teufel entwandte sie[930] darum, daß sich die Menschen ihrer nicht mehr bedienen könnten. Einst erbot sich ein Taucher, sich ins Meer hinabzulassen und die versenkte Glocke mit Stricken zu fassen; alsbald sollten die Leute ziehen und also der Glocke wieder mächtig werden. Als er aber nach einer Weile wieder herauskam, berichtete er, unten in der Tiefe sei eine grüne Wiese gewesen, woselbst er die verlorene Glocke auf einem Tische stehend gesehen; ein böser schwarzer Hund habe dabei gelegen, sie zu bewachen. Auch hätte sich daneben ein Meerweib erschrecklich sehen und hören lassen und gesagt: es sei noch viel zu früh, die Glocke von dannen zu holen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 930-931.
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