1177. Hackelbergs Grab.

[944] (S. Schambach u. Müller S. 70.)


Hackelberg ist Oberförster zu Neuhaus im Solling gewesen, ihm träumte bekanntlich drei Nächte hinter einander, er schösse auf der Jagd einen großen Keiler, der ihn aber tödte. Bekanntlich ging er deshalb nicht mit auf die Eberjagd, allein als man den todten Eber auf seinen Hof brachte, hob er den Kopf desselben in die Höhe und sagte spottweise: »Du bist es also der mich tödten wollte, und bist nun selbst todt!« Indem er aber den Kopf des Keilers fallen ließ, ritzte er sich mit einem der hervorstehenden Hauer desselben den Fuß, die nicht beachtete Wunde ward sehr schlimm und er mußte daran sterben.

Etwa fünf Minuten von dem Dorfe Wülperode unweit der Ocker und der Eisenbahnstrecke zwischen Vienenburg und Schladen liegt im sogenannten Steinfelde ein einzelnes Wirthshaus, welches 1672 erbaut ward und nach dem Namen seines ersten Besitzers, in dessen Familie es blieb, der Klöpperkrug heißt. An der Stelle des jetzt zu demselben gehörigen Gartens soll aber früher der Wülperoder Gottesacker gelegen haben. Gegenwärtig befinden sich in diesem Garten noch zwei alte flach liegende Grabsteine. Auf einem derselben ist ein Wappen eingehauen, auf dem andern ein auf einem Maulthiere reitender Mann, mit Blechhaube und wehendem Mantel, der in der Rechten einen Streithammer, in der Linken aber einen Riemen hält, an welchem er einen Hund leitet, ein anderer Hund läuft frei nebenher. Die schon verwitterte Umschrift lautet: »A. Domini 1581, den 13. März.« Unter diesem Steine soll aber Hackelberg begraben liegen und in demselben Klöpperkruge zeigt man noch eine alte Blechhaube und eine gleichfalls aus Eisenblech gearbeitete Kopfbedeckung für ein Maulthier, die mit Messingnägeln verziert gewesen ist. Beide sollen ihm gehört haben.

Nach einer andern Sage wäre er aber auf dem Moosberge begraben, über Sievershausen, Niemand, der sein Grab sucht, kann es finden, nur wer zufällig an die Stelle kommt, kann es sehen. Er soll, ehe er starb, verordnet haben, er wolle an der Stelle des Moosberges begraben werden, wohin ihn der Schimmel, den er bei seinen Lebzeiten zu reiten pflegte, ziehen würde, wolle man andere Pferde an den Wagen spannen, auf dem seine Leiche liege, so sollten diese ihn, möchten ihrer noch so viele sein, nicht fortbringen können. Man that, wie er gewollt, legte seine Leiche in einen Kasten auf einen Wagen, spannte den Schimmel vor und dieser lief nun mit furchtbarer Schnelligkeit bis auf den Moosberg, hier brach der Wagen, das Pferd stürzte todt zu Boden und ein Mann, der zufällig des Weges kam, fand den Kasten und grub ihn dort ein.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 944.
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