1202. Iberman's Kreuz.

[972] (S. Letzner B. IV. C. 38 S. 190.)


In dem Dorfe Darnsen in der Grafschaft Dassel nicht weit von dem sogenannten Galgenbusch steht ein Stein am Wege mit den Worten: »Hic occisus Nicolaus Neuber armiger, requiescat in pace.« Eine Grabschrift ist nicht mehr dabei zu lesen, doch soll die folgende Begebenheit im Jahre 1403 geschehen sein.

Graf Otto Hermann von Eberstein hatte einen Schildknappen, Niclas Neuber genannt, von adligem Geschlechte, welcher einiger Geschäfte halber ins Städtchen Oldendorf vom Schlosse Eberstein ging, ein Koch, genannt Hans Ibermann, aus dem Gericht Grubenhagen und sonst noch ein Diener von Eberstein sind bei ihm gewesen. Als sie nun in der Stadt ihre Geschäfte besorgt hatten, haben sie sich mit einander in ein Wirthshaus zum Zechen niedergesetzt, aber sich sehr im Trunk übernommen. Auf dem Heimwege aber haben sie viele alte längst abgethane Sachen und Händel wiederholt und erneuert, auch viele Schmähworte und viel Fluchen mit unterlaufen lassen, endlich lassen sie von den Worten und greifen zu den Waffen, also daß Niclas Neuber, des Grafen Schildknecht, und Hans Ibermann, der Koch, auf dem Platze geblieben sind, der dritte aber ist davongelaufen. Da hat man dem Schildknecht und Koch zu Ehren obgedachten Stein dahin gesetzt, welcher seitdem Ibermanns Kreuz genannt worden ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 972.
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