874. Der goldene Schlüssel des Landgrafen Philipp.

[749] (S. Justi, Hess. Merkw. Bd. III. S. 299 etc. Zeitschr. f. Hess. Gesch. a.a.O. S. 371.)


Auf allen Bildern des Landgrafen Philipp des Großmüthigen wird dieser mit einem großen goldenen, nach unten offenen Schlüssel um den Hals dargestellt, auf welchem er insonderlich auf der Jagd seine Dienerschaft herbeizupfeifen pflegte. Auch Landgraf Wilhelm sein Sohn hat diesen (?) Schlüssel als beständiger Begleiter an einer Schnur um den Hals bei sich geführt, den er jedoch nicht zu diesem Zwecke, sondern zur Verwahrung von Briefschaften benutzte, an denen ihm viel gelegen war. Dieser Schlüssel ist im Jahre 1570 an das Archiv zu Cassel zur Verwahrung abgegeben worden. Was der Schlüssel eigentlich zu bedeuten gehabt hat, ist niemals bekannt worden, er ist weder ein Siegel in Gestalt eines Schlüssels gewesen, wie man gedacht hat, noch hat er das Sinnbild der landeshoheitlichen Macht des Landgrafen bedeuten sollen, noch viel weniger kann er die Stelle eines Degens vertreten oder angezeigt haben, daß die Landgrafen als Verehrer und Bewahrer des Landfriedens, zu dessen Beschützung die Kammer errichtet war, mit einem solchen prangten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 749.
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