915. Bonifacius rettet Fritzlar.

[785] (S. Lyncker S. 189.)


Als im 7jährigen Kriege die Franzosen in Fritzlar lagen, erschien einst der Feind vor den Mauern und beschoß die Stadt mit solcher Heftigkeit, daß die Bürger schier verzweifelten und in laute Klagen ausbrachen. Plötzlich verbreitete sich wie eine Himmelsbotschaft die Kunde, Bonifacius sei wiedergekommen, seine Stadt aus der Bedrängniß zu erretten. Alle strömten dem Hadamarer Thore zu und sahen dort mit eigenen Augen den verehrten Heiligen, wie er auf der Mauer stehend, mit einem weißen Tuche die Kugeln der Feinde auffing, die davon auf die Abschießenden zurückprallten. Eine große Bangigkeit ergriff die feindlichen Krieger, als sie viele der Ihrigen fallen sahen, ohne daß von Fritzlar her auch nur eine Muskete abgeschossen ward. Die Befehlshaber mußten den Sturm aufgeben und zogen mit ihren Schaaren unverrichteter Dinge ab, aber alsbald war auch Bonifacius wieder von der Mauer verschwunden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 785.
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