826. Der Unkenkönig.

[726] Bei Mengerskirchen im Lahnthal ist ein Teich, wo früher sehr viele Unken waren, die einem König unterthan waren. Nun ritt einmal ein Bauer dort die Pferde in die Schwemme und sah, wie aus dem Grase eine goldne Krone hervorblitzte. Das war die Krone des Unkenkönigs, die derselbe beim Baden abgelegt hatte. Der Bauer hatte aber nichts Eiligeres zu thun, als die Krone zu ergreifen und sich aufs Pferd zu werfen und mit seinem Funde davon zu jagen. Als er im Umschauen die Unke hinter sich herkommen sieht, wirft er ihr sein Wamms zu, allein dies hält sie nicht lange auf, sie verfolgt ihn immer weiter, da wirft er ihr auch die Stiefeln zu und kommt glücklich bis in seinen Hof. Allein bald ist auch der Unkenkönig hier und der Bauer, ohne zu zaudern, reißt die Sense herab von der Wand und haut das Thier in den Leib. Leider aber war dasselbe davon nicht todt, sondern nur verwundet, es pfiff, daß das ganze Haus davon gellte, und aus dem Teiche kam das ganze Unkenvolk herbeigeeilt, umzingelte den Bauer und stach ihn in seinem eigenen Hofe todt, die Krone aber nahm ihr König wieder mit fort.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 726.
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