371. Die Blutflecken in der Jacobikirche zu Stettin.

[431] (Nach Temme S. 129.)


In der Jacobikirche zu Stettin zeigt man einige kleine Blutflecken, die man durch kein Waschen und Schaben vertilgen kann. Sie sollen auf folgende Weise entstanden sein. In der Kirche spielten einst während des Gottesdienstes vier gottlose Buben mit der Karte. Plötzlich trat der Teufel zu ihnen und fing an mit ihnen zu spielen. Anfangs kannten die Knaben ihn nicht, bald aber merkte einer von ihnen, daß es der Teufel sei, der sich mit ihnen ins Spiel gegeben habe, denn er sah dessen Pferdefuß; er machte sich also geschwinde davon. Nach einer Weile merkte es auch ein Zweiter, der sich geschwinde ebenfalls davon schlich. Auch dem Dritten gingen endlich die Augen auf und er that wie die beiden andern. Der Vierte aber war so auf sein Spiel versessen, daß er gar nicht gewahrte, mit wem er spielte. Daher bekam der Teufel so viel Gewalt über ihn, daß er mit ihm aus der Kirche davon fahren durfte. Dies that er denn auch, indem er ihn plötzlich ergriff und ihm den Hals umdrehte und ihn dann mit großem Getöse von dannen führte. Der Teufel hatte dabei mit seinen scharfen Krallen so fest in das Fleisch des Knaben gepackt, daß das Blut danach floß; davon rühren noch jene Blutstropfen her.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 431.
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