384. Der Dänholm bei Stralsund.

[444] (S.K. Lappe, Pommerbuch. [Stralsund 1820] S. 23.)


Nahe bei der Stadt Stralsund, rechts wenn man von der Stadt nach Altefähr auf Rügen schifft, liegt ein kleines anmuthiges Eiland, Dänholm geheißen. Diesen Namen hat aber dasselbe davon bekommen, daß, als vor ohngefähr 500 Jahren die Dänen mit einer großen Anzahl Schiffe des Nachts auf diese Insel gekommen waren, um von hier aus die Stadt Stralsund zu überfallen, und einige Schiffer sie gesehen und hierüber Anzeige bei dem Stadtrath von Stralsund gemacht hatten, die Bürger zwar, als muthige und tapfere Leute, rasch in alle Fischerböte, welche sie auftreiben konnten, sprangen und damit nach der Insel fuhren und die Dänen selbst überfielen, allein leider von denselben, gegen deren große Schiffe die kleinen Böte sich nicht gut zur Wehre setzen konnten, zurückgetrieben wurden. Als sie nun wieder ans Land kamen, da kamen ihnen ihre Weiber und Kinder entgegen und schalten sie, daß sie sich von den Dänen hätten schlagen lassen und nöthigten sie umzukehren und ihr Glück nochmals zu versuchen. Das haben sie auch in halber Verzweiflung gethan und diesmal den Sieg davongetragen, also daß kaum drei oder vier Schiffe der Dänen sich haben retten können. Von da an hat das Eiland den Namen Dänholm bekommen und seit dieser Zeit wird alljährlich in Stralsund ein großes Fest gefeiert, an welchem die Bürger festlich geschmückt auf kleinen Fischerbooten mit fliegenden Fahnen und unter Kanonendonner die Insel umschiffen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 444.
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