433. Der Schatz im Hause Demmin.

[466] (S. Temme a.a.O. S. 233.)


Unter den Ruinen des Hauses Demmin liegen große Schätze, aber so tief, daß man in einer Nacht nicht so viel graben kann, um bis zu ihnen zu gelangen. Deshalb haben Viele, die es versucht hatten, sich vergebliche Mühe gemacht, denn wenn sie bis zur zwölften Nachtstunde gegraben hatten, stürzte auf einmal alles, was sie gegraben hatten, wieder zusammen.

Einst hat ein Knabe auf der Ruine Ball gespielt, und es ist ihm derselbe in eine Oeffnung des Gemäuers gefallen, er stieg also hinab um ihn sich wieder zu holen, und kam in ein großes dunkles Gewölbe, in welchem er eine offenstehende Thüre erblickte, durch welche Licht schimmerte. Er ging demselben nach und kam in einen ungeheuern Saal, in welchem unermeßliche Schätze aufgestapelt waren. Er steckte sich schnell die Taschen voll Gold und Silber, als er aber wieder hinausgehen wollte, lag vor der Thüre ein großer schwarzer Hund. Da derselbe aber schlief, stieg er über ihn weg und kam so glücklich aus dem Gewölbe heraus und lief nach Hause. Er hatte aber eine böse und geizige Stiefmutter. Als er dieser erzählt, was er gesehen und gefunden hatte, da befahl sie ihm, noch einmal nach der Ruine zurückzukehren und sich die Taschen zu füllen. Der arme Knabe gehorchte auch, allein er ist nie wieder zum Vorschein gekommen, wahrscheinlich hat ihn der Hund zerrissen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 466.
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