248. Woislaw mit der goldenen Hand.

[272] In Breslau und später zu Glogau ist ein gewisser Woislaw Kastellan gewesen, ein tapferer Mann, den man deshalb Eisenfaust genannt hat. Nun ist er einmal mit seinem Herzog, Boleslaus III. mit dem schiefen Maule, nach Mähren in den Krieg gezogen und hat dort in einer blutigen Schlacht mannhaft gekämpft, einer der Gegner aber hat ihn mit gewaltigem Schlage die rechte Hand vom Arme abgehauen. Da hat er das Schwert in die Linke genommen und fortgekämpft, als wenn nichts wäre, und die Schlacht gewonnen. Der Herzog aber hat ihm herzlich gedankt und hat laut ausgerufen, die Eisenfaust habe den Sieg errungen. Jener aber hat traurig den Stumpf gezeigt und gesagt, mit der Eisenfaust sei es vorüber. Da hat der Herzog gesagt, statt der eisernen solle er eine goldene haben, und er hat ihm eine Hand aus lauterm Gold mit Federn und Gelenk machen und seinem Arme anpassen lassen. Mit der hat er aber nicht blos das Schwert halten, sondern auch sonst ganz tüchtig zuschlagen können, denn er hat z.B. den Grafen Stephan von Bautzen in der Saganer Haide einmal aus Räuberhänden befreit und dabei, da er sein Schwert verlor, mit der goldenen Faust die Bösewichter auf die Köpfe geschlagen. Seitdem hieß er Woislaw mit der goldenen Hand.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 272.
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