ii) Rübezahl tauscht ein Pferd und Kleid aus.

[327] Es soll ein Rittmeister im Schwedischen Kriege mit Fleis aufs Gebirge geritten seyn mit seinem besten Pferde und Habite, hoffend, es werde sich Rübezahl ihm auch gütig erzeigen, also, daß er ein wackers Kleinod darvon trage. Und indem er in solchen Gedancken forttrabet, da war ihm ein wackerer Cavalier mit einem noch schönern Gaul und Kleidung entgegengekommen, drüber sich der Rittmeister gefreuet. Weiter war auch solcher außgemundirter Rübezahl mit seiner Anrede nicht faul gewesen, sondern hatte flugs vom Rittmeister gefraget, sprechend: »Glück zu, Bruder, woher? Haben wir nicht was umbzusetzen mit Pferd und Kleide?« Der Rittmeister hat geantwortet: »Wolan, ich komm auß Schlesien, und wil mich alhier ein wenig erlustiren. Was des Herrn Bruders angebothenen Tausch belanget, so bin ich fertig umbzusetzen.« Und hiemit hat sich ein jeder außgezogen, die Kleider und Pferde verwechselt. Darmit ist Rübezahl abwegs[327] anderswohin geritten, der Rittmeister aber war mit frolockendem Muthe wieder umbgekehret, und hatte nach seinem Quartier zu getrachtet. Wie er aber kaum von der Schnee-Küppe wieder herunter gewesen, da war er inne geworden, daß er, anstatt des erhaltenen köstlichen Kleides, lauter Laub von den Bäumen umb sich gehabt, an statt des Pferdes aber hat er einen großen Prügel unter sich gehabt, darmit hatte er wie ein Halluncke herein gefortisiret, und hatte sich seines Tausches von Hertzen geschämet, indem er auch einen Bauern umb bessere Lumpen, um den Rump zu thun, hat anreden müssen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 327-328.
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