e) Rübezahl gastieret Catholische Pfaffen.

[313] Diese und folgende Geschichte hat mir geschrieben übergeben ein alter und erfahrener Schlesier, deme der großgünstige Leser gewiß und leichtlich einen Glauben beymessen kann und soll, nehmlich: Einsmahls reisen etliche Catholische Priester mit etlichen Studenten in Pohlen nach Posen zu, wie sie aber auf den Berg kommen, treffen sie ein Wirths-Haus an, darinnen waren viel Leute, hatten Spiel-Leute und waren lustig. Weil es aber späte war, so bitten die Herren Geistlichen umb Herberge. Der Wirth saget, sie wären vornehme Leute und geistliche Personen, er wüßte nicht, was er ihnen vor Lager machen solte, sie müßten mit einem Strapudio vorlieb nehmen. Ja, ja, sagten sie, es wäre alles gut. Er tractiret sie mit Essen und Trinken wol, sie bekommen gute Räusche, und legen sich aufs Lager, schlaffen ein, und ruhen alle wol, fragen aber den Wirth zuvor, was sie schuldig wären, sie wolten früh morgens zeitlich auf seyn, ob er auch Branntwein hätte, sie wolten früh vorher einen trincken? Sagt der Wirth, sie solten früh morgens bezahlen, und einen guten Rausch an dem Brandwein mitnehmen, er wäre Willens, ihnen einen Gefehrten auf ein paar Meilen mitzugeben. Das war den guten Herren lieb, daß sie den Wirth zu einem Gefehrten kriegten, schlieffen mit Freuden darauf ein. Als sie erwachten, so lagen die guten Herren alle unter einem Galgen, das war ihr Wirths-Haus gewesen, was sie nun für Speis und Tranck genossen, weiß ich nicht, Gott gesegne es ihnen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 313.
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