310. Die weiße Taube auf dem Schlosse zu Muskau.

[368] (G. Liebusch, Sagen 1860 S. 30.)


Wenn auf dem Schlosse zu Muskau ein Sprößling der herrschaftlichen Familie sterben soll, so zeigt sich, wenn der Todeskampf zu Ende geht, im Sterbezimmer eine schöne weiße Taube.

Im Jahre 1662 war Kurt Reinicke von Callenberg Besitzer des Schlosses. Er hatte ein liebliches und gottesfürchtiges Töchterlein, Namens Katharina Eleonore. Aber an der Grenze des jungfräulichen Alters starb das hoffnungsvolle Fräulein. Kurz ehe sie starb, richtete sie sich noch einmal im Bette auf und fragte: »Wo blieb denn die weiße Taube, welche um mein Bett flog?« Als Niemand Antwort zu geben wußte, da legte sie sich hin und entschlief sanft und selig.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 368.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band