340. Die zauberischen Bleichweiber zu Sorau.

[392] (S. Magnus S. 214.)


Im Jahre 1653 hat es im Sommer ganzer 16 Wochen zu Sorau nicht geregnet, daher entstand eine solche Dürre, daß die Brunnen und Bäche vertrockneten. An dieser großen Dürre sollen damals die Sorauischen Bleichweiber Schuld gewesen sein mit ihrer Zauberei, wie denn ein ehrlicher Bürger und Fleischhauer dieses auf dem Spaziergange bei einem Zaune wahrgenommen, nämlich eine alte Vettel lief mit dem bloßen Hintern rückwärts gegen eine aufsteigende und Regen bringende Wolke und sprach: »Regne mir in den A ... und nicht auf meine Leinwand!« darauf denn auch die Wolke vergangen ist. Der Bürger lief der alten Hexe nach und wollte wissen, wer sie eigentlich wäre, aber er konnte sie unmöglich einholen und dieselbe verlor sich endlich gar vor seinen sichtlichen Augen. Als dieses dem Grafen von Promnitz, dem Herrn von Sorau hinterbracht ward, ließ er scharf nachfragen und wollte diese leichtsinnige Vettel ernstlich bestrafen, allein er konnte nichts über sie erfahren. Wie aber nun die Bleiche auf einige Wochen verboten ward, so regnete es auch.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 392-393.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band