1266. Steinkreuz.

[1037] (S. Müllenhoff a.a.O. S. 83.)


Nicht weit von dem Theile des Kirchdorfs Gnissau, der Steinkreuz heißt, stand einst ein Schloß, auf dem ein Graf wohnte, der eine wunderschöne Tochter besaß. Dieselbe hatte einen geheimen Liebeshandel mit einem jungen Mann unter ihrem Stande; natürlich war nicht darauf zu rechnen, daß sie die Einwilligung ihres stolzen Vaters dazu erlangen werde. Schon oft hatten sie sich deshalb des Nachts an dem Orte getroffen, wo jetzt Steinkreuz steht. Einstmals war das Fräulein auch vom Schlosse dorthin gegangen, allein als ihr Geliebter, der sich etwas verspätet hatte, auch dahin kam, fand er nur noch ihre Leiche, sie war von wilden Thieren zerrissen worden. Vor Schmerz stieß er sich selbst den Dolch ins Herz. Zur Erinnerung daran ward ein Steinkreuz hier errichtet, dessen Trümmer noch heute zu sehen sind und welches den später an dieser Stelle erbauten Häusern den Namen gegeben hat.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1037.
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