508. Das wandernde Marienbild zu Culm.

[531] (S. Temme S. 218.)


Vor vielen Jahren hat man ein schönes Marienbild für die Pfarrkirche zu Culm angekauft und dort eingestellt. Am andern Tage war es verschwunden und fand sich erst auf der Stadtmauer wieder. Man glaubte,[531] irgend ein Frevler habe es dort weggenommen und hierher gebracht, schaffte es also wieder mit großem Gepränge in die Kirche und stellte es wieder an seinen Ort, allein am andern Tage war es abermals weg und wieder an jener Stelle der Stadtmauer, man brachte es also wieder in feierlicher Procession in die Kirche. Als nun aber am dritten Morgen das Bild zum dritten Mal auf die Mauer gewandert war, da sah man ein, daß es der Wille der h. Jungfrau war, nicht in der Kirche, sondern hier verehrt zu werden, und so ließ man es stehen, baute aber eine Kapelle darüber, welche heute noch vorhanden ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 531-532.
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