628. Das Wappen und der Name von Baldenburg.

[596] (Poetisch behandelt von Ziehnert Bd. II. S. 63 etc.)


Die alte Stadt Baldenburg (Baldeolde) am Balziger See im Schlochauer Kreise des Reg.-Bez. Marienwerder führt in ihrem Wappen ein Frauenbild, das Blumen in den Händen hält, das Landvolk in dieser Gegend nennt die Stadt heute noch: de Ball. Der Name und das Wappen aber soll davon herrühren. Einst hat in dieser Gegend ein schönes Fräulein, eine Waise, ein Schloß und das dazu gehörige Land besessen. Ihres Reichthums und ihrer Schönheit wegen gebrach es ihr nicht an Freiern, allein sie erklärte jedem, daß nur der ihr Mann werden solle, der sie im Ballspiele besiegen werde. Sie selbst aber war die geschickteste Ballspielerin, die jedes Mal den geworfenen Ball wieder in seinem Netz auffing. Endlich kam aber der rechte Mann. Er spielte ebenso gut wie sie und fing jeden geworfenen Ball wieder auf, als sie nun aber werfen sollte, versah sie es, ob mit Fleiß oder nicht, läßt sich nicht sagen, und der Ball fiel zur Erde. Da hat sie ihm ihre Hand gereicht, und der Ritter hat hier eine Stadt gebaut, derselben den Namen von dem Ballspiel gegeben und das Bild seiner schönen Braut in ihr Wappen gesetzt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 596.
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