695. Sage vom Goldberge in dem Przezdrzedschen Walde.

[632] (S. Toeppen S. 128.)


In dem Przezdrzedschen Walde, Kirchspiel Kruklanken, Kreis Angerburg, findet man einen Berg, nahe bei dem Flusse »Lupiner« liegend. In demselben schien es den Leuten, welche dort fischten, sowohl bei Tage, wie bei Nacht, als ob ein Klang ertöne, wie wenn man Geld in einer Schaufel rührt, Karossen fahren oder als ob die wilde Jagd da wäre. Deshalb wurden die Wirthe, welche glaubten, daß etwas hier sei, vermocht einen Schatzgräber kommen zu lassen. Als derselbe gekommen war, zeigte er ihnen, wo sie auf diesem Berge bei seiner Anwesenheit graben sollten, was sie auch thaten. Nachdem sie anderthalb oder zwei Manns tief gegraben hatten, stießen sie auf ein Ziegelgewölbe. Nachdem sie ein Paar Ziegel ausgebrochen hatten, überzeugten sie sich, daß dort ein großer Keller wäre, in den sich der Schwarzkünstler mit eisernen Handschuhen herabließ und dort mit einem Geist sich unterredete. Als er in die Höhe kam, benachrichtigte er die oben Stehenden, daß sich dort ein großer Kasten mit Gold und Silber befinde, aus dem er sie bat, ihm nur das zu geben, was in dessen Beilade wäre und das, was außerdem im Kasten wäre, sollten sie zu eigen haben. Als sie dies hörten, gingen sie einmüthig auf seinen Willen ein und der Kasten wurde in die Höhe gezogen und zu dessen Fahrt wurden schon Pferde gebracht und angespannt. Da aber um diese Zeit Einige von ihnen ihr Versprechen ändern wollten und unter einander sprachen, daß sie ihm das, was in der Beilade wäre, nicht geben würden, da sagte der Schwarzkünstler zu ihnen: »Da Ihr gesündigt habt, indem Ihr nicht in einem Sinne verblieben seid, deshalb wird keiner von Euch etwas bekommen.« Als dies geschehen war, ging der Kasten mit großem Sturm in den Fluß Lupiner und ließ einen großen Graben hinter sich, den man noch jetzt sehen kann. Von der Zeit aber hörte es auf den Leuten zu erscheinen, was ihnen früher vorgekommen war. Als am Ende die Wirthe von dem Schwarzkünstler hörten, daß in der Beilade weiter nichts gewesen war, als ein Gürtel und goldene Handschuhe und daß der Kasten für sie voll Gold gewesen wäre, that es ihnen sehr leid, daß sie ihm das, was in der Beilade war, nicht gegönnt hatten. Deshalb hatten sie von ihrer Anstrengung keinen andern Vortheil als den, daß sie von den Ziegeln in jenem Berge einige Pferdeställe aufbauen konnten, von denen viele Jahre hindurch bis auf diesen Tag bei zweien Wirthen, nämlich bei Cresla und Sadowski, zwei, die von diesen nicht zurecht gemacht worden sind, gewiß stehen. Das glauben noch viele Leute und halten diese Sache für wahr und nennen diesen Berg Goldberg. Auf demselben ist jetzt noch die Kaule, aus der der Kasten emporkam, und aus der die Ziegel zu den Pferdeställen genommen wurden, zu sehen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 632-633.
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