[331] 1.
Durch Noht und Tod /
zum lieben Gott
nur steiff hindurch gedrungen.
Ein Helden-Muht /
läst Leib und Blut:
wird nur der Sieg' errungen.
2.
Nur frisch gewagt!
wanns schon versagt
einmal / auch wol gar hundert.
Durch Widerstand
wird Gier entbrandt /
und Tugend aufgemundert.
3.
Nur keck daran!
dann letzlich kan
Unläßlichkeit nichts fehlen.
Der Felß genetzt /
wird durch geätzt:
und wär er auch gar stählen.
4.
Pfuy schäm dich / Glück /
daß deine Tück[332]
mir Schwachen nichts anwinnen!
auch in der Flut
und Wellen Wut /
mein Trost-Liecht pflegt zu brinnen.
5.
Was Strahl und Knall /
was Qual und Fall
hab ich nit ausgestanden!
noch ist mein Liecht /
hell aufgericht /
in meinem Geist vorhanden.
6.
Was Gott erhält /
(pflegt alle Welt
dawider schon zu toben / )
muß doch bestehn
und förter gehn /
sein Gnad' und Macht zu loben.
7.
Ich zweifle nicht:
was Gott verspricht /
muß wol vollzogen werden:
und soll darauf
des Himmels Lauff
sich ändern sampt der Erden.
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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