41. Auf die tröstliche Gedanken / von der Göttlichen Güte

[354] 1.

Ihr liebe Gedanken!

ihr bleibet ohn wanken /

begleitend in Feldern /

ergetzend in Wäldern /

mein einiger Hort /

an jeglichem Wort.


2.

Ihr süsse Gespielen

nach wunschbaren Willen!

ihr Gottes-Gesandte!

ihr Engel verwandte!

wie tröstet ihr mich /

so herzinniglich!


3.

Ihr Himmels Holdinnen

Rubinen der Sinnen!

der Herzen ihr Kerzen /

das Scherzen und Herzen

des Friedens / und Sieg

nach grausamen Krieg.
[355]

4.

Im wachen und schlaffen /

bey Büchern bey Schaafen /

bey Hirten / Hirtinnen /

bey Flüssen / bey Brünnen /

ja / wo ich kan seyn /

da fallt ihr mir ein


5.

Ihr spielet / ihr mahlet /

ihr lächlet / ihr strahlet /

ihr schreibet und hauet /

viel Vestungen bauet

und Städt / in die Lufft

und Herzengrund-Klufft.


6.

So bleibet nun blitzend

und Freuden erhitzend /

in meinem Gemüte;

biß euere Blüte /

und fleissige Zucht

bringt würkliche Frucht.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 354-356.
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