Als ich mich / wider meinen willen / zu Ruhe begeben und das schreiben lassen muste

[86] Es müssen alle ding / HERR / durch dein weißes lenken /

denselben / die du liebst / so wunder gut ausgehn.

Wann / da der Osten Ziel / sie gegen Westen stehn /

kan doch zum ersten End / dein Helffers Hand sie senken.

Mein Lustlauff wird gekürzt / man will mein Pferd anhenken /

wann es am bästen Rand / du lässest es geschehn:

weil Lebens Längerung / vor kurzweil / du gesehn.

Man muß mir Zeit für Zeit / auch ohn gedenken / schenken /

wann die geraubte Zeit / die Lebenstäg verlängt /

mein Edles Engelwerk / so ist dir nichts benommen:

du wirst / für diese Stund / die Jahr und Täg bekommen /

die mir noch künfftig sind / leicht nicht so schmerz gemängt.

Ein widers Wesen ists / still stehn im besten flug:

doch ist des Höchsten will / mir Ziel und Zaum genug.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 86-87.
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