Auf meinen bestürmeten Lebens-Lauff

[57] Wie sehr der Wirbelstrom so vieler Angst und plagen

mich drähet um und um / so bistu doch mein Hort /

mein mittel punct / in dem mein Zirkel fort und fort

mein Geist halb hafften bleibt vom sturm unausgeschlagen.

Mein Zünglein stehet stät / von Wellen fort getragen /

auf meinen Stern gericht. Mein Herz und Aug' ist dort /

es wartet schon auf mich am Ruhe-vollen Port:

dieweil muß ich mich keck in weh und See hinwagen.

offt will der Muht / der Mast / zu tausend trümmern springen.

Bald thun die Ruder-Knecht / die sinnen / keinen Zug.

Bald kan ich keinen Wind in glaubens-Segel bringen.

jetz hab ich / meine Vhr zu richten / keinen fug.

Dann wollen mich die Wind auf andre zufahrt dringen.

bring' an den Hafen mich / mein Gott / es ist genug!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 57-58.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte