Brünstiges Weißheit Verlangen

[3] Herr gib mir die / durch die / die Welt und ich erbaut /

die du selb selbsten bist die schönest' aller schönen /

die Seel-erhellend pflegt mit Ehrenglantz zukrönen;

die sich schwingt in ein Herz / das deinem ist vertraut /

die auf die / so auf dich vertrauend schauen / schaut;

nach der die Sinn' in mir sich hirschengierig sehnen /

mit Lust von aller Lust sich / ihr zu dienst / entwähnen!

Die Weißheit meyne ich / die keusche Hertzen-Braut.

Wann es mir schon mit ihr auf Danielisch gieng /

sie wär mir Zucker lust auch in deß Löwen Rachen.

Ich wolt / der Sternen Herr / im Herzen freyheit lachen /

Wann auch der höchst' auf mich Leibeigenschafft verhieng.

der schöne Seelen schatz pflegt überall zu funklen.

Kein' unglücks Nacht noch Macht / ja nichts / kan sie verdunklen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 3-4.
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