Heiliges Lobverlangen

[1] Daß alle Stäublein / mein / und lauter Zungen wären /

und iedes meiner Haar' ein helle Weißheit Flamm!

ich wolt zu GOTTES Lob / sie binden all zusamm.

Ach daß mein Mund die Welt vollmachte seiner Ehren!

Wollst meinem Lebens Baum viel Lobesfrücht bescheren.

nur werd die Pflicht verricht; verdorret schon der Stamm.

der Leib bleib auf dem plaz: nur werd gepreist dein Nam.

nicht sein-nur deines Ruhms erhebung / mein begehren

und einigs Wunsch-Ziel ist. Ach gib mir Krafft und Geist /

daß nicht im Himmel nur / auf Erd auch werd gepreist

dein Allregirungs Ruhm. Weil überall zugegen

die Würkung deiner Güt und alles Gottes-voll:

ists recht / daß überall in allen ieder soll

dir opfern Lob und Preiß. Dank ist des Segens Segen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 1-2.
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